Hl. Franz von Assisi

Bild-FranziskusFranz von Assisi

(Ende 1182 oder Anfang 1182  –  1226)

Die Zeit, in der Franziskus lebte, das Hochmittelalter, war keine ruhige Zeit, sondern auf allen Gebieten des Lebens von tiefgreifenden Umbrüchen gezeichnet. Wirtschaft, Politik, Religion und Kultur waren im Umbruch.

In dieser Zeit wurde also Franziskus 1182, vielleicht schon 1181, in Assisi als ältester von mindestens drei Söhnen der Familie Bernadone – eine der reichsten der Stadt – geboren und auf den Namen Giovanni getauft. Später wurde er Francesco genannt, warum ist nicht ganz klar.

FRANZISKUS – SEINE JUNGEN JAHRE

Franz lebt in geordneten, reichen Verhältnissen, er erlernt den Beruf des Vaters (Kaufmann) und entwickelt sich zu einem fähigen Mitarbeiter mit der Aussicht, das Unternehmen später zu erben. Daneben erwirbt er sich ein gewisses Maß an Bildung, lernt Französisch und Latein. Lesen und Schreiben fallen ihm niemals leicht. Aus diesem Grund diktiert er auch später meist seine Briefe und Schriften. Trotz allem steht sein Bildungsstand deutlich über demjenigen seiner Kaufmannsgenossen.

Mit Geld geht er großzügig um, er sammelt eine Clique um sich und wird ihr Anführer. Franziskus zieht mit seinen Freunden durch die Straßen, tanzt, singt und spielt unter dem Balkon einer angebeteten Dame eine nächtliche Serenade. Er kleidet sich modisch, sogar extravagant. Als Franziskus 16 Jahre alt war, übernehmen die Bürgerlichen für ein paar Jahre die Herrschaft in Assisi. 20 Jahre ist er alt, als die Adeligen Assisis gegen die Bürgerlichen der eigenen Stadt kämpfen. Zu Pferde, wie ein Ritter, nimmt Franz am Städtekrieg teil, wird gefangen und nach einjähriger Haft entlassen. Mit dem ausdrücklichen Hintergedanken, für seine Dienste zum Ritter geschlagen zu werden, schließt er sich einem Kriegszug an, der im Auftrag des Papstes nach Apulien zieht.  Bevor der Feldzug richtig beginnt, kehrt Franz wieder nach Hause zurück, wahrscheinlich weil er krank wird.

Jetzt kommt es zur Lebenskrise. Franziskus will sich nicht mit dem vorgezeichneten Lebensweg (Kaufmann) zufrieden geben. Und so macht er sich auf die Suche.

FRANZISKUS – DER AUSSTEIGER

Zwischen 1205 und 1208 wandelt sich Franziskus in einem langwierigen Prozess. An die Stelle der bisherigen Lebensziele treten neue. Der Umgang mit den Aussätzigen wird für Franz zu einem Schlüsselerlebnis. Er, der vor seiner Umkehr im Galopp an den Unterkünften der Ausgestoßenen vorbeiritt, den Blick abwandte und sich die Nase zuhielt um weder den Anblick noch den Geruch der Kranken ertragen zu müssen, begegnet eines Tages zufällig einem Aussätzigen. In dem Moment, in welchem er, der vom Schicksal Begünstigte, das Leid in der Welt nicht mehr totschweigt, verliert die Schattenseite des Lebens ihre Schrecken. Diese neue, außergewöhnliche Erfahrung ist schwer zu bewältigen. Franz braucht Zeit und entzieht sich seinen bisherigen Pflichten vollständig. Er hält inne und verlässt die gewohnte Welt. Franz spendet beachtliche Geldbeträge, nicht nur den Armen und Kranken, sondern auch den Geistlichen zur Renovierung und besseren Ausstattung der Kirchen. Schließlich bricht er mit seinem Elternhaus. Er ist jetzt 25 Jahre alt.

FRANZISKUS – SEIN NEUES LEBEN

Franz begibt sich in die Einsamkeit der Wälder. Er betet und meditiert. Bei einer Meditation vor dem Kreuzbild in der Kapelle von San Damiano sieht Franz in einer Vision den Gekreuzigten und hört ihn sagen: Franziskus, siehst du nicht, dass mein Haus in Verfall gerät? Geh also hin und stelle es wieder her.  Von dieser Stunde an, lässt ihn das Leiden und Sterben Jesu nicht mehr los. Ein Gebet ist und überliefert, das Franziskus vor dem Kreuzbild gebetet haben soll:

Höchster, glorreicher Gott,
erleuchte die Finsternis meines Herzens
und schenke mir rechten Glauben,
gefestigte Hoffnung
und vollendete Liebe.
Gib mir, Herr, das (rechte) Empfinden und Erkennen,

damit ich deinen heiligen und wahrhaften Auftrag erfülle. Amen.


Am 24. Februar 1208 (oder 1209) hört er in einer Predigt die Worte, mit denen Jesus seine Jünger zur Mission aussendet und ihnen gebietet, auf alles überflüssige zu verzichten und nur die Kleider am Leibe mitzunehmen. Franz ist tief beeindruckt. Er versteht die Bibelstelle wörtlich und lebt fortan in äußerster Armut.

Nirgends schließt sich Franz an, an keine der damals aufkommenden Armutsbewegungen. Er will etwas Eigenständiges, Neues. Einer Legende zufolge erklärte er einst: Und der Herr hat mir gesagt, er wolle, dass ich ein neuer Narr sei in der Welt. Franziskus hilft Aussätzigen und Armen und predigt öffentlich, aber nur mit Erlaubnis des zuständigen Priesters und Bischofs. Die Predigten sind kurz und schlicht und wenden sich an einfache Menschen. Einfach ist sein Verständnis der Bibel. Die Aussagen Jesu versteht er wörtlich. Franz verehrt Maria innig. Er schätzt die Priester und die Sakramente hoch.

Bei Franziskus sind sehr unterschiedliche, zum Teil gegensätzliche Charakterzüge zu erkennen. Doch drei Dinge sind besonders wichtig für ihn:

GERECHTIGKEIT: diese besteht für ihn im Teilen

FRIEDEN: Alle seine Predigten hatten vor allem den Frieden zum Inhalt. Franziskus behauptet auch: Der Herr hat mir geoffenbart, dass wir als Gruß sagen sollen: Der Herr gebe dir den Frieden.

NATUR: Frieden soll nicht nur unter den Menschen herrschen, sondern auch zwischen Mensch und Natur. Er versucht die Natur zu schützen. Kein Herrschafts-Verhältnis soll zwischen Mensch und Natur bestehen. Franziskus steht mit seinem innigen Naturverhältnis nicht nur in seiner Zeit, sondern nahezu in der gesamten Geschichte des Christentums einzigartig da.

Das Charisma des Franziskus wirkt wie ein Magnet. Menschen scharen sich um ihn, wie damals in seiner Jugend. Um Franziskus entsteht eine Gruppe von Brüdern.

In den letzten Lebensjahren zog sich Franziskus häufig in die Einsamkeit zurück. Im Spätsommer des Jahres 1224 ist er in einer Einsiedelei am Berg Alverna. Er meditiert und fastet. Er versenkt sich ins Leiden Christi. Während er betete, erschien ihm ein Seraph (ein gekreuzigter, sechsflügeliger Engel). Dieser teilte Franziskus eine geheime Botschaft mit, über deren Inhalt er sich niemals, auch nicht seinen vertrautesten Gefährten gegenüber, äußern wollte. Als die Erscheinung verschwand, waren die Wundmale unseres Herrn Jesus Christus in seinem Fleisch eingeprägt.

Bruder Leo, war während dem Fasten auf dem Berg immer in seiner Nähe. Ihm schrieb Franziskus auf ein Pergamentblatt den “Lobgesang des allerhöchsten Gottes”. Auf der Rückseite befindet sich ein Segen für Bruder Leo:

Der Herr segne dich und behüte dich; er zeige dir sein Angesicht und sei dir gnädig; er wende sein Angesicht zu dir hin und gebe dir Frieden.
Der Herr segne, Bruder Leo, dich!

Durch die Stigmatisation mit dem seraphischen Engels-Erlöser ist Franziskus in der Vorstellung seiner Anhänger nicht nur ein “zweiter”, sondern er wurde zum “anderen Christus”. Der Alverna Berg ist deshalb für sie der heiligste Berg des Erdkreises. Die über dem mittelalterlichen Tor des Klosterbezirks La Verna angebrachte Inschrift bringt diesen Anspruch bis auf den heutigen Tag zum Ausdruck: NON EST IN TOTO SANCTOR ORBE MONS: “Es gibt auf der ganzen Welt keinen heiligeren Berg.”

 

 

Login